Das Fremdwort Entspannung – über Klischees und eine empfehlenswerte Massage, auch als Geschenkidee
Entspannung? Kann ich nicht.
Gut, wenn ich abends auf der Couch mit Laptop auf dem Schoß liege, ja, das ist so etwas in der Art. Oder wenn ich mir Trash im Fernsehen reinziehe – beispielsweise bei „The Voice of Germany“ amüsiere ich mich prächtig. Meine Facebook-Follower werden das gemerkt haben…. Ja, das finde ich entspannend. Oft werde ich schief angeguckt, wenn ich erzähle, dass ich in-der-Badewanne-liegen absolut ätzend finde. Mal ehrlich- was ist denn daran entspannend? Man schrumpelt im Wasser vor sich hin, starrt die Badfließen an oder guckt ins klischeehafte Kerzenlicht, währenddessen „draußen“ der Abwasch, die E-mails oder weiß der Kuckuck was wartet. Nee, das beengt mich eher, als dass ich es entspannend finde.
Wobei oder wie ich entspanne? Gute Frage. Für mich ist es un-entspannend, bei himmlischer Ruhe auf der Couch zu liegen. Oder im Badewasser vor mich hin zu plätschern. Ich entspanne, wenn ich lachen kann. Wenn ich mich freue. Wenn ich alles erledigt habe und ich einfach den Moment mit den beiden Mädels oder mit Mr. L.. genießen kann. D a s ist für mich entspannend. Oder auch für mich alleine in die Stadt zu fahren, durch die Geschäfte zu streunern, ja auch zu shoppen – mann ist das erholend. Aber meditativ Stille zu genießen, wirkliche Ruhe ohne Musik, ohne Geräusche zu g e n i e ß e n, nein, dabei fühle ich mich fehl am Platz.
Daher bin ich umso gespannter, als ich eine Massage, also einen Wellness-Gutschein*, geschenkt bekomme. Ok, dass es das Wort Wellness nicht im Englischen gibt, sei mal so dahingestellt. Aber ich sehe automatisch Orchideenblüten, Kerzenflackern und Buddha vor meinem inneren Auge. Denn das wird in jedem Kosmetikstudio oder Hotel-Spa als Wellness praktiziert. Wir entspannen mit Klischees. Und ja, ich freue mich auf eine Auszeit nur mit mir selbst.
Fast muss ich schmunzeln, nachdem ich das Massagestudio erreiche – die Masseurin ist supernett und führt mich in den Raum der Räume, in dem tatsächlich Buddha & Co. auf mich warten. Schon seltsam, was wir Deutschen(?) mit Entspannung verbinden. Auch dass in jedem Irish Pub irgendwelche Fiddeln hängen müssen, über die sich sogar Iren wundern. Irgendwie brauchen wir die Klischees, um tatsächlich das Schema umzusetzen. Um irisches Bier zu trinken, brauchen wir Fiddeln, dunkles Holz und olle Bierschilder als Werbung. Kategorie Entspannung heißt wohl: Buddha, Wasserplätschern, Vogelgezwitscher, Gesänge, wie Enya oder Instrumentalgeplänkel, Duftstäbchen, Kerzen. Man berichtige mich, wenn ich falsch liegen sollte. Aber zurück zur Entspannungs-Wellness (ha, habe ich selbst kreiert – gut, oder?).
Ich bekomme eine Raindrop-Massage: Dabei werden die verschiedensten Öle wie Regentropfen auf meine Haut getropft und dann einmassiert. Klingt spannend. Ist es auch. Fast nackt liege ich zuerst auf der Liege und muss wieder grinsen. Jaja, ich fühle mich wie ein Stück Fleisch, das vom Fleischer gleich bearbeitet werden soll. Hust`, lassen wir das. In der Tat ist es schon eher befremdlich, wenn dich eine fremde Person über eine Stunde berührt und massiert. Ja, es ist angenehm, ja auch schön, aber wirklich loslassen, an nichts denken, fast wegschlafen, mit allen Sinnen fühlen und genießen – nein, geht nicht. Die Masseurin, die sich mit Entspannungstechniken auszukennen scheint, meinte im Nachhinein, dass es wohl auch eine Zeit braucht, ehe man zueinander so viel Vertrauen aufbauen kann, damit genau dieser Effekt eintritt. Ja, das leuchtet mir ein. Wellness braucht seine Zeit und wird wohl besser mit der Häufigkeit und Regelmäßigkeit. Die Massage selbst tut meinem verkrampften Rücken sehr gut. Auch die Wärmekissen danach wirken Wunder – so muss sich ein Baby fühlen. Die Fußmassage allerdings fühlt sich für mich Massageneuling eher seltsam an – ich mag es einfach nicht, wenn man meine Füße berührt und dann noch so intensiv. Jaja, ist wohl auch so ein Splin von mir.
Nach der Massage bleibt dieser Geruch nach den Raindrop-Ölen. So wahnsinnig intensiv, dass mich Mr. L. gleich mit „Komplimenten“ behäuft – ich gehe also duschen. Dann liege ich mit Laptop vorm Fernseher, trinke meinen Rotwein und entspanne zusehenst vom Tag, sogar der Haushalt bleibt liegen. Und ich lache, über Mini-me, die nachdem ich ihr eine Rede gehalten habe, dass sie doch ihren Schlaf so dringend braucht, einfach die Tür hinter der ollen Mutter zumacht. Über Mini#2, die ich im Babyphone atmen höre. Ja, ich bin entspannt. Und glücklich.
*Werbung