„Das Schiff, das fährt nach Schweden!“ – Gedanken-Odyssee einer Skandinavienkreuzfahrt
Das Schiff, das fährt nach Schweden!
Jahrelang war dies der Running Gag zwischen mir und Mr. L. Heute grinsen wir uns bei diesem Satz nur an, er verbindet uns einfach. Nein, er entstammt nicht einem kuriosen Rollenspiel, auch nicht unserer nie stattgefundenen Sandkastenfreundschaft. Aber er entstammt unserem allerersten Urlaub zusammen. Ich war süße 20, hauptberuflich war ich Hippie mit den ultimativsten Schlaghosen der Welt, langen damals noch naturbelassenen dunkelblonden Haaren (I know, Hon, you think they were light brown, but they were dark blonde, like a straying dog), Pferdeschwanz bis zum Po und Rollkragenpullover. Mr. L ebenfalls mit Pferdeschwanz und noch (ehm, sorry) vollem welligen Haar, und ich waren mit dem Zug und Zelt auf Rügen gedüst, veranstalteten Radtouren und erlebten einfach die pure Wildromantik der Ostsee.
Jaja, ich weiß, der Kitsch der allerersten Monate einer Beziehung halt, aber der brennt sich einfach in die Erinnerung ein.

Dass das Foto später entstanden sein muss, ist klar. Es sei denn, ich würde noch mit Sandspielzeug in meiner Freizeit spielen
Der knirschende, weiche Sand, die schaumschlagenden Wellen, dieser intensive Geruch – nein, nicht Mr. Ls – der See. Nichts ist besser als an der Ostsee anzukommen, aus dem Zug zu steigen und diese Mischung aus Salz, Fisch gepaart mit einer frischen Brise entgegengeweht zu kriegen, die einen völlig emotional umhaut. Alles hüpft in dir und schreit: „Ferien!“ „Sandburg!“ „Meer!“
Aber wo war ich? Ach ja, das Schiff…
Wir saßen ganz à la Caspar David Friedrich auf den Kreidefelsen und ich weiß nicht, wieviele Schiffe wir auf dem weiten Meer, also der Ostsee, vorbeiziehen sahen. Aber alle, jedes einzelne, fuhr, laut Mr. L., nach Schweden. Und das Wahnwitzige ist, dass ich mir zuerst tatsächlich Gedanken machte, ob das denn wirklich so ist. Skandinavien erschien mir so weit weg – ja, in Geographie war ich eine blanke Niete. Dabei war eine Nordkap Kreuzfahrt* gen Skandinavien doch das Logischste. Ganz wie auf dem Traumschiff auf einer Kreuzfahrt sein, jeden Abend den Kapitän grüßen, auf dem Deck flanieren, noch einen Drink nehmen, sich am nächsten Morgen ein Stündchen sonnen – das macht man doch auf einer Kreuzfahrt,oder? In Stockholm könnten wir dann einen Kaffee trinken (ähm, naja, ich habe gehört, ein Kaffee in Stockholm kostet schlappe 7, in Buchstaben: S I E B E N, Euro), uns an den neuesten skandinavischen Trends erfreuen, auf Designerstücken-Schnäppchenjagd gehen, die Stadt ansehen… Um dann gegen Abend wieder an Bord zu gehen, aus der Kajüte die schimmernde See (vielleicht auch ein Stückchen Nordsee? Herrje, ich oute mich hier gerade als komplette Geografieniete) anzuhimmeln und die Nacht zum Tage werden zu lassen. Is ja eh immer hell. Ja, so eine Bootsfahrt, ähm, Kreuzfahrt die is lustig, so eine Kreuzfahrt, die is schön…
Seit damals erinnert mich tatsächlich jedes Schiff auf der Ostsee, selbst auf der Nordsee an jene Situation in jenem Urlaub. Und immer muss ich lächeln. Herrgot bin ich sentimental. Noch jemand??
Aber selbst wenn wir heute in Irland „urlauben“ oder ich mir nur „alte“ Urlaubsbilder anschaue, muss ich bei jedem Schiff auf dem Meer an jene Situation denken und lächeln. Daher habe ich auch gleich mal eine Mischung oller Fotos der grünen Insel und einige andere Wasser-Impressionen verbraten – die ursprünglichen Fotos von der Ostsee sind ja noch manuell entstanden und in meiner Ordnung auch nicht wirklich auf Anhieb in den Fotokisten zu finden.
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