“Es wird besser mit der Zeit“ – 2 Jahre

„Es wird besser mit der Zeit“, ja, das habe ich noch im Ohr, höre es immer wieder. Nein, sage ich zu mir, das wird es nicht. Es wird nicht besser. Es wird auch nicht schlechter. Das Paradoxe ist, es bleibt. Für immer.

ein blatt im see - an island

Ja, Mama, du fehlst mir. Und ja, mir kommen schon die Tränen, wenn ich das nur denke. Ich würde alles darum geben, dich jetzt anrufen zu können. Einfach so. Du würdest abheben und sagen. „Ja, meine Gute?“ Genau wie ich es bei Mini-me auch mache. Ich habe nach wie vor deine Stimme im Ohr, und es tut so gut. Meine größte Angst ist, sie zu vergessen. Denn sie hat mich immer gewärmt, mich beruhigt, mir Mut zugesprochen. Und nein, es ist kein Zufall, dass auf unserem Anrufbeantworter nach wie vor noch eine Nachricht von Dir drauf ist. Total lapidar, aber es tut gut, sie rauszuholen und den Anrufbeantworter anzumachen, so als würde ich eine Schatulle voller Gold öffnen und heimlich zählen. Ok, dabei würde ich nicht heulen, wie ein Schlosshund, aber einen besseren Vergleich habe ich nicht.

 

Was ich auch vermisse, sind deine Hände. Ich sehe sie immer noch genau vor mir. Sehr klein und knochig am Ende – aber voller Wärne, voller Kraft. Wie oft haben wir uns einfach an den Händen gedrückt. Und mit den Augen verständigt. In der Einkaufspassage über all die Idioten gelästert, ohne zu lästern. Nur mit Blicken. Und gelacht haben wir, das war schon richtig anstrengend.

birkenstamm im herbst

Am meisten vermisse ich wohl das Wissen, dass du da bist. Einfach da. Dass ich die Sicherheit habe, dich einfach anzurufen. Die Sicherheit, nicht dieses Wochenende etwas machen zu m ü s s e n, haben wir doch noch viele Wochenenden. Und das Wissen, dass ich dich einfach fragen kann. Fragen nach deiner Meinung, nach deinen Erinnerungen (die du dann eh schillernd bunt ausmalst, so dass alles größer und schöner wird – D U hättest Marketing machen sollen!), nach deinen Erfahrungen. Und eben deine Stimme zu hören. Das war manchmal so, als nähmst du mich in den Arm. Du hast jeden Morgen auf dem Balkon gesessen und mit mir gesprochen. Nein, ich war nicht da, auch nicht am Telefon. Ich war in deinem Kopf, die ganze Zeit. Und Du in meinem. Wenn ich anrief, hobst du oft ab mit den Worten: „Ich hab gerad an dich gedacht.“ Ja, unsere Verbindung war außerordentlich. Stark. Nach deinem Tod habe ich sie immer noch gespürt. Lange. Manchmal war es, als würde der Wind durch die Herbstblätter fahren und dabei dich mitbringen. Klingt total esoterisch – ha, und ich hasse dieses Gedöns. Aber genauso isses gewesen. Jetzt hoffe ich, dass du mich endlich wieder in einem Traum besuchst. Das war bisher immer so, als wärst du noch da. Und ja, ich bin davon überzeugt, dass deine Seele mich besucht hat. Ein guter Trost isses allemal. Also, Kinder, lasst mich mal wieder schlafen….

blätter im wind - mrs. popsock

Wenn mich Mini#2 ansieht, habe ich manchmal das Gefühl, du sprichst mit mir. Diese Blicke, die Mimik und der Ausdruck in den Augen. Ja, in ihr sehe ich dich. Und ich wünschte, du könntest sie sehen! Und mini-me! Sie vermisst dich. Sie war noch nicht mal Drei, als du gingst. Sie hat dich nicht vergessen.

 

Ich weiß noch, wie erleichtert ich heute vor zwei Jahren war. Du warst erlöst von all den Schmerzen, von den Ängsten, von dem Leben zuletzt, das du nie wolltest. Es war kein Schock, es war das Wissen, du bist angekommen. Dir geht es besser. Aber die Sehnsucht bleibt. Und tut weh.

 

Ich weiß, d u willst, dass ich glücklich bin. Ja, das bin ich. Meine Familie ist wunderbar mit all ihren Macken. Anstrengend isse auch, klar.

Was i c h vor allem will, ist, dass du zurückkommst. Zu mir. Du fehlst mir so. Und nein, es hört nicht auf. Es wird nicht besser. Nie.

 

28. September 2015 von Mrs. Popsock
Kategorien: Aus`m Leben | Schlagwörter: , , , | 2 Kommentare

Kommentare (2)

  1. Die Tänen stehen mir in den Augen!
    So etwas schönes und berührendes habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Deine Mutti ließt hier ganz bestimmt auch mit, da bin ich mir sicher.

    Greetings & Love
    Ines

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