Sneakers & die Tüten-Gebühr – eine kleine Shoppingodyssee
Ich trage keine Sneakers.
Der Satz war die letzten 36 Jahre in Stein gemeißelt. Nichts fand ich schlimmer als Turnschuhe. Die – nun neudeutschen – Sneakers waren mir immer zu globig, zu platschig – ja, tatsächlich erinnern mich nach wie vor viele Modelle eher an Pittiplatsch als an einen Schuh. Und irgendwie auch an Cindy aus Marzahn. Es laufen wohl zu viele Cindy-anmutenden Mädels hier in Leipzig herum, die in ihren Plastiktretern, Fleecejacken und Schlabberhosen bestimmt eines sind: praktisch angezogen, um die Spielplätze der Welt zu entdecken oder auch den Keller zu säubern. Aber ausgehfein??
Selbstverständlich gibt es auch die coolen Frauen, die in ihren Chucks oder anderen echt genialen, teilweise sogar süßen Tretern sensationell gut aussehen. Dazwischen gibt es allerdings irgendwie – nichts.
Ich habe mich in 36 Jahren da nie rangetraut. Und mein Schuhschrank ist beachtlich. Allerdings isser eben voller Peeptoes, Ballerinas, Pumps und Stiefel. Das eine Paar Halbschuhe, die als Sneakers
durchgehen würden und noch dazu echt schön waren, habe ich mit Anfang 20 gekauft. Die sind demzufolge durch. Und seitdem ging es immer ohne Turnschuhe. Bis heute. Ja, im Alter tut man oder frau wohl die kuriosesten Dinge.
Und ich stand heute im Schuhladen und sah – sie. Eigentlich war ich mir sicher, dass ich, wenn denn einmal, nur Schwarze wählen würde. Ha, nö: Ein Beerenton, fast schon Bordeaux, ein klasse Rotwein also mit Himbeerbouquet , rund und weich im Abgang.
Und nein, es sind keine Converse
, das gebe ich zu. Ich muss ja erstmal testen, ob ich die Treter tatsächlich nach dem Shoppingadrenalin auch noch so geil finde. Wenn nicht, wäre die Chucks-Investition Wasser in die Elbe getragen. Nee. Aber die Fake-Chucks sind auf jeden Fall eins: S C H Ö N. Kombiniert mit den Schätzen meines Kleiderschranks – yeap, der Frühling soll sich jetzt mal sputen!
Frühlings-Shopping-Ausbeute
Ähm, ja, und weil ja schon einmal geshoppt wurde – einen Overall gabs auch noch. Freunde heiraten bald, da braucht frau ja was zum Anziehen. (Nein, die 20 Kleider im Schrank sind da keine Option. N E I N!) Und irgendwie isser nicht nur sexy sondern auch noch witzig – er hat lange Ärmel, aber kurze Beine. So das meine Beine noch viel länger aussehen. Is klar, ne?! Und für die Zuckerlippen gabs den passenden Lippenstift dazu. Ja – die Popsock hat mal wieder zugeschlagen.
Was aber übrigens total dämlich am Shoppingerlebnis neuerdings ist, ist die Tüten-Gebühr
. Ich weiß, nachhaltig ist wichtig, die Umwelt sowieso. Aber mal ehrlich – will ich Shopperin in meinem Adrenalinrausch tatsächlich an der Kasse gefragt werden, ob ich für meinen Super-Duper-Overall eine Tüte für 15 Cent will? Und: will ich die tatsächlich ablehnen, weil in der Schuhtüte für 10 Cent noch Platz ist? Wo bleibt dann das Einkaufsgefühl, wenn ich die „erlegten“ Sachen nicht der Welt in meinen vielen Tüten zeigen kann? Und ja, ich spreche hier in der Tat von mir, die zwar in der Onlinewelt beruflich zuhause ist, aber wenn es ans Klamottenkaufen geht, das haptische Gefühl braucht, die Sachen nicht nur zu sehen und anzuprobieren, sondern dann eben auch mit den Sachen in Tüten durch die Stadt zu stolzieren à la: „Schaut mal hier, ich war shoppen! Ich werde bald noch schöner!“
Ok, der letzte Satz ist eher subjektiver Ballast, der im Rausch entsteht.
Aber gut, ich verschone die Nachwelt (ist Euch schon schwindlig?) nun mit noch mehr Gedankenkarussell und genieße meine neuen Latschen. Wenn denn der Regen da draußen mal aufhört, sind ja aus Stoff, ne…