Shoppingtour mit Mini-me

„Es wird eine kleine Lady!“, meinte die Ärztin bei der Feindiagnostik. Wow, ich war echt gerührt. Eine kleine Lady… Nicht dass ich mich nicht über einen Sohn gefreut hätte, aber ich wollte auf jeden Fall ein kleines Mädchen haben und hab es mir, selbstverliebt wie ich so bin, genauso vorgestellt, wie ich als Kind war. Kiki junior. Und der Traum hat sich erfüllt. Die kleine Lady ist selbstverständlich nicht ganz wie ich, sie ist eine eigenständige – und eigenwillige – Persönlichkeit, aber sehe ich sie an, sehe ich auch ein Stück von mir. An manchen Tagen rührt mich das einfach sehr.

Wie sicherlich hier unschwer zu erkennen ist, liebe ich meinen Kleiderschrank. Auch den meiner Tochter finde ich ganz entzückend, und den Inhalt umso wichtiger. Schon als ich mit ihr schwanger war, habe ich Shoppingtourenpläne geschmiedet. Schließlich bin ich früher mit meiner Mama auch in die Stadt getingelt. Vielleicht war dies bei weitem nicht so aufregend wie heute, komme ich aus einer Kleinstadt mitten in der Provinz, aber als Kind war es für mich das Größte. Wir sind losgezogen und mit dem Bus ins Zentrum gefahren. Schon allein das Busfahren habe ich geliebt. Ich durfte immer ans Fenster, wenn kein Platz für uns beide da war, hat meine Mama gestanden, die kleine Prinzessin sollte sitzen. In der Stadt angekommen, sind wir zuerst in die Eisdiele gegangen. Wir haben zwei Eisbecher bestellt, einen Kindereisbecher und einen mit Eierlikör (ich gehe besser jetzt nicht darauf ein, wer welchen gegessen hat – oder gibt es im Jugendschutz auch eine Verjährungsfrist?) und die Leute beobachtet. Dann ging es weiter – meist waren wir im sogenannten Kinderkaufhaus. Nein, Kinder gab es keine zu kaufen, aber eben Sachen für sie. Meistens jedenfalls. Als ich älter war und die Wende durch, standen Läden wie Jean Pascale (gibt es das eigentlich noch?), New Yorker und auch ab und an ein oder zwei kleinere Boutiquen auf dem Programm. In der Stadt mit „Mutti“ (sie hasst es noch heute, so genannt zu werden) – ein Fest!

Mrs. Popsock

Mrs. Popsock (Die Kette ist übrigens ein Geschenk von 4 11 4 11 4.blogspot.com – Zucker, oder?)

Schon als Mini-me anderhalb Jahre alt war, oder sollte man sagen ‚erst‘(?), bin ich ab und zu mit ihr losgezogen. Sie im Buggy oder durch die Menschenmassen keine Gefahr kennend rennend, mit einem dicken Eis auf der Hand und immer mit diesem Leuchten in den Augen, das entsteht, wenn sie sich so richtig freut. Superschön und superanstrengend, sein Kind durch gefühlte Tausende einfangen zu müssen, immer mit der Angst im Nacken, wenn ich mich umdrehe, ist es weg. Horrorszenario. Und nunwurde sie plötzlich noch ein Stückchen mehr zu mini-me und noch ein Stückchen „erwachsener“ (hey, sie ja nun auch 2 ¾ Jahre alt!!):

Wir waren ewig nicht zusammen in der Stadt, aber neue Gummistiefel braucht das Land oder die kleine Sonne, also ziehen wir irgendwann letzte Woche nach Feierabend los. Schon der Weg dahin ist Zucker. Wie ein Schwamm saugt sie alles in sich auf, was die Straßenbahn bereithält (nein, ich meine keine Gerüche, Leute mit fettigen Haaren oder Kinderfeinde schlechthin). Jedes Auto wird kommentiert, was sie von ihrem Fensterplatz (!) – und wehe, es gibt keinen, dann ist Polen offen – durch die Scheibe langfahren sieht. Schon um zu wissen, worauf ich mich heute einlasse, frage ich sie: „Welche Farbe sollen denn die Gummistiefel haben?“, woraufhin sie mich mit ihren Puppenaugen anleuchtet und völlig überzeugt erklärt: „Rot, Mami!“ „Und wenn es Rot nicht gibt, was nehmen wir dann?“, auf eine große Szene im Laden habe ich irgendwie gerade gar keine Lust. Sie überlegt. Die Frau, die mit dem Rücken zu und genau vor uns sitzt, flüstert: „Grün.“, und Mini-me strahlt mich an: „Grün, Mami.“ Klar, lass dir ruhig irgendwelche Flöhe von anderen ins Ohr setzen. Grün ist meist die letzte Farbe, die sie anziehen möchte.
Also tigern wir los. Die Odyssee nach passenden Gummistiefeln zu suchen, ist eine Geschichte für sich. Im ersten Laden ist die Größe 24/25 tatsächlich zu klein, die Stiefel sind alle gefüttert. Ich weiß, dass der Herbst mit Niedrigtemperaturen kommt, aber momentan haben wir gerade den Spätsommer hinter uns. 26/27 erscheint mir riesenhaft. Und dieses ewige Pink… Im Laden #2 ist die Größe 25 auch eindeutig zu kurz, was wohl daran liegt, dass ihre Größe nun 26 ist. Quadratlatsch, hüstel. 26 ist ausverkauft. Klasse. Schön sollen sie ja außerdem sein. Hm. Laden #3 überzeugt uns beide mit zwei Schlafanzügen, aber Gummistiefel in 26 scheinen Mangelware zu sein. Willkommen im Osten, denke ich mir.

schlafanzüge

Auf dem Weg zum nächsten Geschäft fällt meiner Fashionista plötzlich ein, dass sie ja auch eine Mütze braucht – ich hatte irgendwann mal so etwas gefaselt. Äh, ja. Wir finden eine Eulenmütze, die sie trotz 20 Grad nicht mehr absetzt. Das Bezahlszenario wird kurz gestört durch einen Sprint von mir zur Tür, wo sich Kiki junior gerade versucht abzuseilen. Ts, wäre mir früher nie eingefallen. Aber gut, wir schaffen die Bezahlerei, stolz trägt sie die Tüte, in der sich nun auch ein Eulenshirt befindet. Gummistiefel haben wir noch immer keine. Wir entscheiden uns, eine Pause für kleine Prinzessinnen einzulegen und landen dann wieder in Geschäft Nummer eins, wo ich mich zu allererst, nebst der Zweifel der Schuhgröße wegen, weigerte, die rosapinken Gummistiefel mitzunehmen. Muss immer alles rosa sein? Eben. Nun denke ich anders – sind ja nur Gummistiefel. Was soll ich sagen – Größe 26/27 ist jetzt ausverkauft. Kurzzeitig habe ich Schnappatmung, bis mir die Verkäuferin vorschlägt, die Teile zu bestellen. Besser als gar nichts – was Mini-me morgen anzieht, weiß ich zwar noch nicht, es soll ja wieder schütten, aber gut. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Regen. Kurz vor Bestellabschluss will die kleine Sonne nun doch endlich zu Potte kommen und „Gummistiefeln kaufen, jetzt gleich!“ Hm, über den Plural von Stiefel reden wir später, im Moment muss ich ihr klar machen, dass die hier verfügbaren zu klein sind. Obwohl… Manchmal stehe ich auf dem Schlauch. „Willst du lieber Pink oder Blau?“, frage ich unsicher. „Na, Blau, Mami!“, antwortet sie bald schon genervt von jener unhippen, in Rosa-Klischees denkenden Mutter. Puh, sag das doch gleich Kind… In der Tüte sind nun die blauen Gummistiefel (die Jungs werden wohl neidisch gucken!) und eine gelbe Regenhose. Gelb ist die neue Lieblingsfarbe, scheint mir. Das Eulenshirt im vorherigen Laden gab es auch in Pink, Blau und Senf – sie suchte sich mit einem Griff „Das Gelbe!“ aus und zog zur Kasse.

Gummistiefel - tcm; Eulenmütze & Shirt - review

Gummistiefel – tcm; Eulenmütze & Shirt – review

Sie weiß eben, was sie will – Jelly Beans gehören auch dazu. Wir laufen zur Straßenbahn und sie schaut zu mir hoch: „Das war schön, Mami!“ – Ja, das war es, mein Herz.

In der Bahn fällt mir dann ein: „Ach, weißte, was wir vergessen haben? – Wir wollten doch auch etwas für mich kaufen!“ „Mami, guck“, sagt Mini-me. „Ich hab ein Brötchen.“, das sie mir hinhält. „Du kannst kosten, Mami!“ Ihre kleine gute Tat für heute, denke ich. Und mir geht das Herz auf.  Ja, schön war`s.

17. September 2013 von Mrs. Popsock
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